Zusammenhang zw guter Pausenkultur & Urlaubs-Erholungswert
23. Juli 2020Pilotarbeitsplatz für das Profi-Homeoffice
23. November 2020Immer wieder krank im Urlaub? –
Ein Alarmsignal für zu viel Stress!
Dass Menschen krank werden, sobald sie frei haben und sich entspannen, ist ein seit Jahren beobachtetes Phänomen. Das erste Mal erwähnten 2001 zwei niederländische Psychologen den Namen dieses Syndroms in einer wissenschaftlichen Arbeit. Die „Freizeit-Krankheit“ trifft vor allem jene, die in der Arbeit sehr gefordert sind, die über viel Stress und eine hohe Arbeitsbelastung klagen, die sich zu wenig Pausen im Alltag gönnen, auch in ihrer Freizeit arbeiten und nicht bzw. nicht gut von der Arbeit abschalten können.
Die Leiterin des Fachbereichs Gesundheitspsychologie des Berufsverbands Deutscher Psycholog*innen begründet das Krank-Werden im Urlaub folgendermaßen: „Dass vor allem in Ruhezeiten die Krankheiten kommen, sei nicht verwunderlich. Wer unter Dauerstress steht, hat einen erhöhten Adrenalinspiegel. Dies führt dazu, dass das Immunsystem auf Hochtouren arbeitet. Wenn der Stress nachlässt, nutze das Immunsystem die Zeit, sich zu erholen. Die körperliche Abwehr lasse nach, die Anfälligkeit für Infekte steige.“
Damit Urlaub wirklich Erholung bedeutet, braucht es über das ganze Jahr hin den Beitrag beider Seiten, nämlich den der Unternehmen mit ihren Führungskräften sowie den der Mitarbeiter*innen selbst – die Gestaltung gesunder Arbeitsbedingungen auf Organisationsebene und der gesund-vernünftige Lebens- & Arbeitsstil auf individueller Ebene:
- Der erste Klassiker ist die achtsame Pausenkultur: eine Hauptpause, ein/zwei Kurzpausen sowie Mini- und Mikropausen zwischendurch helfen Körper und Geist, die Leistungskraft aufrechtzuerhalten. Nicht erzwungen, sondern individuell angepasst, jedoch unternehmensweit als hilfreich erachtet und nicht als „Faulenzertum“ heruntergemacht. Denn dass das Wochenende wirklich Erholung bringt, hängt nicht unwesentlich davon ab, ob man völlig ausgepowert in die Freizeit geht oder auch unter der Woche im Rahmen des Möglichen darauf achtet, sich zu regenerieren.
- Unter Dauerstress besteht die Gefahr, dass einem das gute Gefühl für den eigenen Lebensrhythmus abhandenkommt. Sehr hilfreich ist es, für sich eine Entspannungstechnik zu entdecken, die man untertags (während der Pausen) und auch in der Freizeit aktiv einsetzt. Unternehmen können dies unterstützen, indem sie solche Angebote in ihr Bildungsprogramm aufnehmen und Ruheräume für ihre Mitarbeiter*innen schaffen.
- Auf das Jahr gesehen spielt die Länge des Urlaubs eine Rolle: Wissenschaftler*innen meinen, dass Stresshormone erst nach zwei Wochen vollständig abgebaut werden. Entsprechend lang sollte auch der Urlaub sein. Und ganz wichtig: Laptop und Mobiltelefone sollten tabu sein. Wenn Sie beruflich wirklich nicht darauf verzichten können, dann sollten Sie zumindest die (kurzen) Zeiten festlegen, um Mails zu checken, Telefonate und unabdingbare Zoom-Koordinationen zu erledigen.
- Natürlich gibt es auch in Sachen „Arbeitstechnik“ einige Möglichkeiten: Prioritäten klar festlegen, strategisch und operativ klug planen, im Wesentlichen Singletasking statt Multitasking, ein praktikables Störungsmanagement, eine effiziente Sitzungskultur, den Arbeitsplatz professionell organisieren etc. – Ich weiß, das ist einfach gesagt und in manchen Berufen sehr schwer machbar. Und doch muss es möglich sein, für sich eine gehirngerechte Wochen– und Tagesstruktur zu schaffen, die auf die Dauer der Gesundheit zuträglich ist.